Ausfahrt Schloß Merode

Der Einladung des Prinzen zu Merode sind wir gerne gefolgt und sind mit einigen Clubmitgliedern angereist. Das Sommerfest auf Schloß Merode ist eine der typischen Landpartien wie sie auf einigen Schlössern in der letzten Zeit veranstalltet werden. Jedoch war hier das Ambiente besser und die die Vielfalt der Dinge sehr schön zusammen gestellt. Man merkt jier den Einfluß der französischen Lebensart. 

 

Gelungen war auch der Champagner Enpfang um 16:30 auf der Schloßterasse, wo der Handkuss und die französische Sprache gepflegt wurde. Die hälfte aller Frauen trugen Hüte, ebenso wie viele der anwesenden Männer einen leichten Strohhut (vorzugsweise einen Panamatraveller by Lierys).

 

Nun ja, es war sehr warm an diesem Tag > 35 °C wodurch auch einige Besucher lieber zu Hause blieben oder die belgischen Küsten unsicher machten. 

 

Wir haben alte Gesichter wieder getroffen , neue kennen gelernt, alles im Allem ein schöner Samstag.

Auch haben wir uns schon für die RREC Rally in 14 Tagen auf Rockingham Castle verabredet.

Geschichtliches:

Die Herrschaft Merode: über 830 Jahre Geschichte

 

Kaiser Friedrich Barbarossa (1152 – 1190) betraute um 1170 den aus Kerpen stammenden königlichen Ministerialen Werner mit der Belehnung des königlichen Hofgutes zu Echtz (bei Düren). Über die Lage dieses Hofgutes in Echtz – der Ortsname war ursprünglich Aix – gibt es keine Angaben. Vermutlich lag dieser Hof aber im Bereich der alten Michaelskirche.

Von Echtz aus ließ er in der Nachbarschaft, am Fuße der Eifel, zwischen der von der Rur durchflossenen fruchtbaren Lößplatte und den bewaldeten Eifelausläufern, an der Stelle des heutigen Wasserschlosses, auf einer Rodung einen Sitz anlegen. Dies gab ihm und seinen Nachfolgern den Namen: Aus dem lateinischen «de Rode» und dem mittelhochdeutschen «van dem Rode» bzw. «van me Rode» leitet sich der heutige Name «Merode» ab.

Die «Herrschaft Merode» entwickelte sich bis zum 13. Jh. und umfasste damals die Dörfer Echtz, Geich, Obergeich, Konzendorf, Schlich, D´horn und Merode.

Werner I. (um 1170) und seine Nachfolger Werner II. (um 1220) und Werner III. (gest. 1278) stellten im engeren Kreis mit weiteren Aachener Reichsdienstmannen eine starke Präsenz der Reichsgewalt um die «königliche Villa» in Düren und «der Pfalz» in Aachen. Doch mit der immer schwächer werdenden Stellung des Kaisers verselbständigten sich die Merode noch im selben Jahrhundert.

Werner III. trat oft in der Umgebung des Grafen von Jülich auf. Er fühlte sich zeitlebens eng mit ihm verbunden, offen bleibt, ob er dabei mehr seine eigene politische Rolle spielte oder nur Parteigänger Wilhelms IV. (1219-1278) war. 1348 entließ Kaiser Karl IV. (1316-1387) die Meroder Herrschaft aus der Lehenshoheit des Reiches und unterstellte sie den Herzögen von Jülich. Den Verlust der Reichsunmittelbarkeit haben die Meroder den Herzögen von Jülich gegenüber immer nur partiell anerkannt, und sie verstanden es, mehr als 400 Jahre lang (bis zum Untergang des alten Reiches) innerhalb des Jülicher Staatenverbandes eine Sonderstellung zu bewahren.

Um 1455 stellten sie klar: «dat slot von Merode met den lande en de hoeger heerlichheit is een keyser leen» und unterstehen nur zur Hälfte der Lehenshoheit von Jülich.

Bis Anfang des 18. Jahrhunderts gab es mit den Herzögen Streit um die Steuerhoheit, Titel und Gerichtsbarkeit. Die Familie widersetzte sich unter Berufung auf ihre Unabhängigkeit den Zentralisierungsbestrebungen. 1712 bemühte sich der berühmte Johann Philip Eugen Reichsgraf von Merode und Marquis von Westerloo (heutiges Belgien) (1674 – 1732) um die Erhebung der Herrschaft in ein Reichsfürstentum.

Er machte als kaiserlicher Feldmarschall seinen Einfluss geltend, und obwohl Kaiser Karl VI. (1685-1740) dem Gesuch nicht ablehnend gegenüberstand, scheiterte es an der Haltung des Herzogs von Jülich und den Kurfürsten von der Pfalz. Auch wenn die Merode nur einen Teil ihres Hoheitsrechts von ihrem Ursprungsgebiet zurückbekommen haben, erweiterte sich ihre Lehensmacht noch im Mittelalter im ganzen Rheinland und entlang der Maas. Zusätzlich vergrößerte sich dabei ihr internationaler Einfluss.

Ab dem 15. Jahrhundert erlangte die Familie u.a. die Herrschaften von Petersheim, Leefdaal, Westerloo, Oolen, Trélon, Deynze und Houffalise. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts dehnten sich ihre Besitztümer auf 400 Gebiete aus, welche sich in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Luxemburg befanden. Darunter gab es drei Marquisate (Westerloo, Trélon, Deynze), vier Grafschaften (Middlebourg, Thiant, Ongnies und Oolen), 69 Herrschaften und mehr als 50 Schlösser. Noch im 18. Jahrhundert erbten die Merode etliche Grafschaften, u.a. die Fürstentümer Rubempré und Everberg und im frühen 19. Jahrhundert das Fürstentum Grimbergen.

Im Oktober 1794, nach dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen, hob man die Verfassung von Merode auf und ersetzte sie durch ein Behördensystem nach französischem Vorbild. Die unterste Verwaltungseinheit war die Mairie. Sie wurde in Echtz eingerichtet und umfasste genau den alten Herrschaftsbereich. Nach 1815 fiel das Rheinland an Preußen.

Man übernahm die von den Franzosen geschaffene Verwaltung mit dem kleinen sprachlichen Unterschied, dass die Mairie die Bürgermeisterei wurde.

Als dann 1972 die Neugliederung der Verwaltung in Kraft trat, ließen die Entscheidungsträger leider die historischen Gesetzmäßigkeiten unberücksichtigt.

 

Durch die erfolgreiche Heiratspolitik der Familie stammen die meisten berühmten deutschen, belgischen oder französischen Familien dem Geschlecht derer von Merode ab.

Gleichzeitig zählen berühmte historische Persönlichkeiten zu den Vorfahren der Familie; in ihren Stammtafeln befinden sich u.a. Karl der Große, Wilhelm der Eroberer, Heiliger Ludwig IX von Frankreich, Ludwig IV von Bayern, Montesuma, Cortès, mehrere Kaiser von Konstantinopel, Könige von Polen und Herzöge von Burgund.

Aus der Familie sind auch ein Erzbischof und Minister am Heiligen Stuhl, viele Domherren, mehrere Generäle, zwei Feldmarschälle, mehrere Minister, Senatoren, Gouverneure und Bürgermeister hervorgegangen.

Viele der Vorfahren mussten jedoch ihr Leben auf den Kriegsfeldern lassen. Der berühmteste unter ihnen ist Frédéric von Merode, (Bruder von Félix) der Held der belgischen Unabhängigkeit.

Dem direkten Vorfahren der jetzigen Schlossbesitzer, Felix von Merode, wurde 1830 der belgische Thron angeboten: diesen wies er jedoch ab, da er jemanden aus dem Hause Sachsen-Coburg-Gotha bevorzugte, um so Anerkennung von England zu bekommen. Demnach wurde Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha der erste belgische König.

 

Baugeschichte

Wie die erste Niederlassung Werners im 12. Jahrhundert aussah, ist leider nicht bekannt. Sicher war es ein kleines befestigtes Gutshaus. Die Bezeichnung «Castrum de Rode» (Burg Merode) wird 1263 erstmals erwähnt. In der Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts bekam die heutige Anlage ihren Charakter als imposante Festung.

Dem 15. Jahrhundert gehören noch die Außenmauern der Ostpartie und vielleicht auch noch der schwere Unterbau des Bastionsturmes (Kapellenturm) an. Aus dem 17. Jahrhundert entstammen die Türme mit der für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts charakteristischen Gliederung durch Horizontalbänder aus Haustein, die den Geschossabsätzen, Fensterbänken, Quersprossen und Stürzen der Fenster folgen.

Das heutige Aussehen des Stammschlosses geht weitgehend auf die Bautätigkeit des Feldmarschalls Johann Philipp Eugen (1674-1732) zurück. Typisch sind der Einbau von 1.700 größeren Stichbogenfenstern mit kräftiger Überdachung aus Keilsteinen. Aber auch zu Beginn des 20. Jh. verändern noch größere Umgestaltungen den ehrwürdigen Bau.

Im letzten Krieg wird Merode durch einen Bombenangriff von alliierten Flugzeugen am 17.11.1944 stark beschädigt.

Doch trotz dieser Zerstörungen konnte das Schloss weiter als Schutz für die Bevölkerung während der Angriffe dienen. Der Fürst von Merode, damals belgischer Staatsbürger, ließ in dieser Zeit Medikamente und Nahrung von Belgien nach Deutschland überbringen.

Nach Kriegsende hat er trotz erheblicher Behinderungen von Seiten der englischen Besatzung umgehend mit den Wiederaufbauarbeiten begonnen. So konnte die Bausubstanz vor der Verwitterung bewahrt werden.

Die Arbeiten am Schloss sicherten der Dorfbevölkerung Arbeitsplätze und verstärkte die über Jahrhunderte alte Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Schloss und seiner Familie. Der Nordwestturm und Teile des Renaissanceflügels wurden nicht wieder aufgebaut.

Bis weit in die 90er Jahre hinein dauerten die Wiederaufbauarbeiten, bis Merodes Wahrzeichen sich wieder stolz und prächtig dem Betrachter präsentieren konnte.

Ein großer Brand am 19. Juni 2000 beschädigte 80% der restaurierten Teile des Schlosses. Großteile des Dachstuhls und ein Eckturm aus dem 17. Jahrhundert mit seiner unter flämischen Einfluss entstandenen Barockhaube sind völlig ausgebrannt.

Die Wohnräume wurden bis in den Keller durch die Löschwassermengen (15.000 Liter pro Minute) zerstört oder beschädigt. Fast alle Möbel, Bilder und Bücher wurden vernichtet oder schwer beschädigt. Die überaus hilfsbereite Bevölkerung und Freunde haben geholfen, die zu rettende Inneneinrichtung aus dem feuchten Schloss in Sicherheit zu bringen. Der abgebrannte Dachstuhl wurde mit Hilfe von Kränen und Containern abgenommen und schließlich das Gebäude mit Planen vor Regen geschützt.

Mit Unterstützung der Bevölkerung und dem Enthusiasmus einzelner Menschen haben sich die Prinzen von Merode sofort entschlossen, alles Mögliche zu unternehmen, um dieses bedeutende Denkmal zu restaurieren.

Noch im selben Jahr wurde auf Initiative der Bevölkerung der «Förderverein Schloss Merode» gegründet.

Trotz der Zerstörung wurde alles unternommen, um die geplanten Veranstaltungen, wie beispielsweise die Konzerte für die Kreiskulturtage im September 2000, zu ermöglichen.

Die Fertigstellung der Zimmererarbeiten wurde am 11 September 2004 mit einem Richtfest im Schloss gefeiert. So konnte man mit den Innenarbeiten und den Fassadensanierungen beginnen.

Das Verhältnis der «Herrschaft» zur Bevölkerung

Pastor Josef Ossemann 1924-1941 – Pfarrer in D’horn – hat als erster die Geschichte der Pfarre und damit auch die Beziehung der Herrschaft Merode zur Bevölkerung beschrieben («die Herrschaft unserer Heimat 1931»).

Die Bewohner der «Herrschaft» waren «Hörige» oder Heuersleute, die zwar im Dienst der «Herrschaft» standen, aber berechtigt waren, Eigentum zu erwerben.

Wenn die Herren in den Krieg zogen, oder Stammesfehden hatten, mussten die Männer mitziehen. Zur Zeit des Friedens bebauten sie ihr eigenes Stück Land, mussten aber an bestimmten Tagen – besonders z. Zt. der Ernte – auf dem Schloss mitarbeiten.

Kühe und Schweine durften sie allerdings nach einer festgesetzten Ordnung auf die Gemeindewiese und in den Wald treiben. Holz holen für den Hausbedarf war erlaubt.

Infolge der Französischen Revolution wird die Abhängigkeit der Bevölkerung von der Schlossherrschaft aufgelöst. Das Schloss gibt die Eigenwirtschaft auf, verpachtet die Ländereien und bietet so den bäuerlichen Bewohnern die Gelegenheit, den eigenen Betrieb zu vergrößern.

Schloss und Dörfer waren oft Herberge fremder Truppen; im spanischen Erbfolgekrieg – darüber gibt es einen Kartographischen Bericht – zur Zeit Napoleons und auch nach dem 1. Weltkrieg.
Pastor Herman Kaiser (November 2006)

Die Armenpflege in der Herrschaft Merode

Durch das Gebiet der Herrschaft führte mutmaßlich schon in der Römerzeit – auf jeden Fall im Mittelalter – die Heerstraße Frankfurt – Köln – Aachen. Daran gelegen war eine Kapelle, deren Bauteile aus dem 11./12. Jahrhundert stammen. Seit dem 15. Jahrhundert ist an dieser Kapelle ein «Hospital» nachgewiesen, eine Merodische Stiftung. Von diesem Hospital, worüber es umfangreiche Urkunden gibt, ging die Versorgung der Armen in der «Herrschaft» aus.

Den in den Listen oft namentlich aufgeführten «Hausarmen» – darunter waren viele Witwen – wurde Brot, Bier, Kleidung, Schuhe, Kohle, Geld und auch Totenladen geschenkt.

Sogar der «Wundarzt» wurde vom Hospital zu den kranken Hausarmen geschickt. Das Hospital wurde um 1870 abgebrochen. Was aus der Armenstiftung der Merode wurde, ist nicht genau nachzuweisen. Sicher ist aber, dass im Bereich der Pfarrdörfer das sogenannte «Grafenbrot» bis in die Zeit nach dem Krieg beim Bäcker in Schlich ausgegeben wurde.

Dach dem Krieg 1944/45 herrschte in den stark zerstörten Dörfern große Not. Besonders an Medikamenten und Kindernahrung fehlte es.

Bei den ständigen Fahrten der Fürstin von Westerloo nach Merode war das Auto oft vollgeladen mit Spenden an Kinderkleidung, Nahrung und Medikamenten, so dass in mancher Not geholfen werden konnte.

 

Pastor Herman Kaiser (November 2006)

Bildnachweis: Archivphotos

Text, Gestaltung und ©: Carl-Ludwig Prinz von Merode

 

Literaturverzeichnis:

DOMSTA, H.J.: Geschichte der Fürsten von Merode im Mittelalter, 1974

 

MARTIN, G.: Histoire et Généalogie de la Maison de Merode, 1999